(Wien, im April 2011) „Bloggen“ – viele können sich nichts darunter vorstellen. „Blogger sein“, das könnte auch die Umschreibung für „langzeitarbeitslos“ sein. Oder ist es mehr? Geht es nach dem Papst Benedikt XVI. ist es mehr, viel mehr. Eine Gabe und ein Bindeglied in soziale Einheiten.
„Bloggen“ ist zwar nicht als Berufsbezeichnung anerkannt. Es ist aber nichts anderes als die Ausübung journalistischer, publizistischer oder schriftstellerischer Tätigkeit in beinahe täglicher Öffentlichkeit. Bedingung ist, dass es außerhalb der großen Medienhäuser geschieht und außerhalb des Kommerzrahmens. Wenn man so will, ist „Bloggen“ die Sozialrevolte von Unten auf semiakademischem Niveau ohne kaufmännisches Interesse. Triebfeder ist nicht das Geldverdienen, sondern die Umsetzung sozialer Ethiken.
Einladung nach Rom
Das findet offenbar nun auch der Papst. Er lädt am 2. Mai 2011 erstmals 150 Blogger zum Austausch auf seinen Regierungssitz ein. Das berichtet „Radio Vatican“ unter Berufung auf den Heiligen Stuhl der Römisch-Katholischen Kirche.
Dazu ist zu sagen: Der Sprecher des ÖBV und Herausgeber zahlreicher Fachblogs ist beinahe ein Ungläubiger. Er ist fast aus der Römisch-Katholischen Kirche ausgetreten, aber noch nicht ganz. Es geht um ein paar Zahlscheine der Diözese Wien. Der Austritt erfolgte nicht, weil es zu billig wäre, wegen ein paar Zahlscheinen auszutreten. Es geht um Grundsätzliches. Die Kirche ist ein tragender Faktor in jeder westlichen Gesellschaft und was an ihr beeindruckt ist ihre Ausdauer und Beharrlichkeit. Zudem sind gut ausgebildete Priester Männer des Wortes und das Wort ist Grundlage des Bloggers. Der Blogger will im übrigen kaum anderes als die Kirche: Gemeinden gründen, Diskussionskreise, Debatten anstoßen und vorantreiben, einer Moral folgen und nicht dem Geld, auf Spenden hoffen und hilfsbereit sein. Man kann nicht die Fahne hochhalten wollen, den Geist und die gute Rede verteidigen und vor der Fahne flüchten. Wer das Wort und die Auseinandersetzung um Themen achtet, muss die Kirche zumindest als Faktor respektieren. Gute Prediger sind konversativ, wertbeständig und von hoher Intelligenz. Ein guter Blogger kann mit diesen Eigenschaften weit kommen.
„Menschliches Verlangen nach Gemeinschaft und Sinn“ (Benedikt XIV.)
Der Papst überrascht alle. Schon in seiner „Botschaft zum 45. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel“, die Benedikt XVI. am 24. Januar 2011 zum Gedenktag des heiligen Franz von Sales aussandte, sang er ein Lied auf die Soziale Kompetenz des Internets. Er sagte: „Die Wahrheit, die Christus ist, ist letztlich die vollständige und wirkliche Antwort auf jenes menschliche Verlangen nach Beziehung, nach Gemeinschaft und Sinn, das auch in der großen Beteiligung an den verschiedenen social networks deutlich wird.“ Schon da war spürbar, dass Ratzinger, der trotz seines hohen Alters ein Mensch mit wachen Augen blieb, ein Interesse für das Internet zeigt. Auch wurde der Begriff „social networks“ nicht ins Lateinische übersetzt.
Am 1. Mai 2011 wird Papst Benedikt seinen Vorgänger Johannes Paul II. selig sprechen. Es ist ein Unikum in der langen Ära der RK-Kirche, dass ein direkter Nachfolger seinen Amtsvorgänger selig spricht. Nach diesem Traditionsbruch folgt am Tag danach der nächste Traditionsbruch. Am 2. Mai 2011 sind 150 Blogger in den Vatikan eingeladen. Sie dürfen sich selber einladen. Wer will, kann kommen, heißt es. Anzumelden hat man sich unter der Email: blogmeet@pccs.it.
In der Einladung heißt es: „Ziel ist es, die Kommunikation zwischen der lebendigen Szene der Internet-Publizisten und dem Vatikan anzuregen. Besonders möchte die Kirche die Informationsbedürfnisse der Blogger besser kennen lernen. Das Treffen am 2. Mai wird von zwei Päpstlichen Räten ausgerichtet, dem für Medien und jenem für Kultur. Anwesend sind Kardinal Gianfranco Ravasi und Erzbischof Claudio Maria Celli, die Leiter der beiden Räte, sowie Vatikansprecher und Radiodirektor Pater Federico Lombardi.“ (siehe: PCCS, Aussendung vom 8. April 2011; auch Veranstaltungsplan via Kath.net; Hinweis auch via Radiovaticana.org; die Erstmeldung via Radio Vatican ist nicht mehr verfügbar, das Radio stellt nur fließende Tagesmeldungen ohne Archiv online).
Marcus J. Oswald (Ressort: International)